Wohnen in Niegripp
"Die Heiden hier sind übel, ihr Land
aber höchst ergiebig an Fleisch, an Honig, an Mehl … an Vögeln.
Und wenn es sorgfältig bebaut wird, wird ein solcher Ueberfluss an
allem Wachstum aus der Erde sein, dass kein Land mit ihm
verglichen werden kann. Das sagen die, die es kennen. Deswegen, Ihr
Sachsen, Franken, Lothringer, Ihr ruhmvollen Flandrer, Bezwinger
der Welt, hier könnt Ihr Eure Seelen erretten und – wenn Ihr wollt
– das beste Land zum Siedeln bekommen."
Niegripp vergrößerte in den letzten Jahren seine Einwohnerzahl; denn
Niegripp hat einiges zu bieten:
> den Sportverein
BLAU_WEISS Niegripp e.V.mit den Abteilungen
Fußball, Kanu, Frauensport und weiteren Sportgruppen,
> einen rührigen Heimatverein und
> den bekannten
Karnevalsverein NCC.
In Niegripp gibt es eIne Grundschule, einen Kindergarten, zwei
Gaststätten und eine kleine Verkaufstelle.
Mit Hilfe von Fördermitteln und großem Engagement des Heimatvereins
"Niegripper Heimatfreu(n)de zwischen
Fluss und See e.V." entsteht an der Stelle des
ehemaligen Konsums ein neues Gebäude für die kulturelle Arbeit in
Niegripp.
Über den Ort, seine Geschichte und seine Bewohner entstand
ein
aufschlussreicher dokumentarisch- literarischer Streifzug..
GLEICH HINTERM DEICH
Iser- Verlag (ISBN 978-3-946219-45-3)
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Ein
geschichtlicher Abriss zur Ortschaft Niegripp
Ca. 3500 vor der Zeitrechnung
Ackerbauern errichten ihre Dörfer an hoch
gelegenen Ufern der Elbe. Der Fisch der Elbe ist das wichtigste
Nahrungsmittel.
4./5. Jahrhundert
Im Zuge der Völkerwanderung verlassen große Teile
der germanischen Stämme den Fläming.
6. Jahrhundert
Westslawische Stämme
besiedeln den Fläming.
9./10.
Jahrhundert
Wahrscheinlich ist die wendische
Siedlung „Mokrianici“ (feuchter Ort), das heutige Möckern, schon zum
Ende des 9. Jahrhunderts unter deutschem Einfluss. Sicher ist, dass
der Ort an dem damals ausgedehnten Sumpfgebiet der Ehle Mitte des 10.
Jahrhunderts eine deutsche Burgwardei war. Diese Zeit gilt als erste
Phase der ostelbischen Herrschaftserrichtung deutscher Feudalherren
auf altsorbischem Siedlungsgebiet.
937
„König Otto schenkt der von ihm
gegründeten, dem Heiligen Moritz, Heiligen Innozenz und Genossen
geweihten Kirche 103 Familien von Hörigen und Leibeigenen samt deren
Eigentum, allen Zins, Einkaufs- und Verkaufs-Zehnten in Mortsani,
Ligzizi und Heveldun. Alles dieses schenkt er mit allem Zubehör an
Land und Leuten dem Konvent und gestattet ihm in diesen Besitzungen
Holz, Weide und Mästung der Schweine. Auch sollen die dem Konvent
gehörigen Dienstleute seiner weltlichen Gerichtsbarkeit als der des
Vogts und nur dem Konvent dienstbar sein.“ Durch diese Schenkung
verlieren viele Siedler und Bauern ihre Unabhängigkeit. Nach
Auferlegung der Abgaben werden, um eine geordnete Ablieferung zu
ermöglichen, Markgrafen eingesetzt, die Verwalter beschäftigen. Diese
überwachen die Feldbestellungen, die Viehzucht, den Fischfang und die
Honiggewinnung. Sie müssen die Dienstleute stellen, die Abgaben
einziehen und abliefern. Als Wohnung für den Verwalter und zur
Unterbringung der gesammelten Abgaben wird ein festes Gebäude aus
Feldsteinen errichtet, das mit einer Mauer und wo es die Lage
erfordert, auch mit einem Graben umgeben ist. Diese auch der
Verteidigung dienenden Anlagen werden Burg (Bergungsort) und der
Verwalter Burgward („ward“ Wächter) genannt. Dieser Bezirk erhält
danach den Namen Burgwardei. Infolge dieser festen Bauten werden diese
Orte in den Urkunden auch als civitas (feste Stadt) bezeichnet. Die
Ausdehnung der Umfassungsmauer richtet sich nach der Größe der
Burgwardei, denn sie müssen auch den Einwohnern Schutz bieten und
Räume umschließen, in denen die oft unfreiwillig gelieferten Abgaben
gelagert und in Sicherheit gebracht werden können, bis die Überführung
nach Magdeburg erfolgt. Der Burgward wird mit einzelnen Dörfer belehnt
und erhält Gerechtsame1,Gerechtsame, auch Gerechtigkeit, im Plural
„die Gerechtsame“ (seltener „die Gerechtsamen“) ist das bis ins 19.
Jahrhundert gebräuchliche Wort für Recht bzw. Vorrecht, die
„Gerechtigkeit“, mit der man etwas tat, besaß oder nutzte. Das Wort
tauchte meist in Wortfügungen auf: Eine Stadt konnte eine bestimmte
die er anstelle eines Gehalts für sich ausnutzen kann.
946
Schartau
wird als Sirtav bezeichnet.
948
Im Jahr 98 überträgt König Otto I. diese
Gerechtsame dem Moritzkloster in Magdeburg. Er übergibt dem Kloster
die Stadt Schartau samt den Dörfern, die dazu gehörten. Es ist der
Burgward Schartau wirtschaftlich untergeordnet, zu dessen Gebiet die
früher oder später entstandenen Dörfer Niegripp, Blumenthal, Parchau,
Eileburg, Parey gerechnet werden. Damals gibt es nur einen Ort
Niegripp, später sind es zwei Orte dieses Namens, die, wenn beide
schon vor 1300 bestanden, durch die Elbe noch nicht getrennt sind.
Daher ist es auch vielfach nicht nachzuvollziehen, auf welche der
beiden Orte sich eine urkundliche Nachricht bezieht
Gerechtsame
einrichten. Es gibt z.B. die Schmiedegerechtigkeit, Schank-, Wege-,
Wassergerechtigkeit, die Brau-, Mühl, Brot-, Fleischbankgerechtigkeit
(die gegen Zins weiter verliehen werden konnten). „Auf dieser Mühle
lagen die Gerechtsame des Bier- und Branntweinschankes, des
Tanzhaltens sowie des Schwarz- und Weißbackens“, so die typischen
Formulierungen, die in der Regel mit Erlaubnis, Konzession oder Lizenz
zu übersetzen sind. Die Gerechtsame konnte sich auch auf das
Nutzungsrecht an einem Grundstück beziehen. Gerechtsame waren wie
Grundstücks-, Eigentums- und andere Nutzungsrechte vererbbar. Viele
Gerechtsame standen in Zusammenhang mit den Regalien, den königlichen
Rechten, und wurden von den Herrschern bzw. ihren Lehensmännern oder
den Bischöfen verliehen. Dafür erhoben diese dann den Zehnt oder eine
Pacht. Die älteste Nachricht steht in der Magdeburger Schöppenchronik.
In ihr wird Niegripp im Jahr 1136 erwähnt Leider sind diese
Informationen urkundlich nicht mehr nachzuweisen. Demnach verwendet
man Einkünfte aus Niegripp und Schartau, um die vom Erzbischof Konrad
aus dem Domschatz zur Romfahrt mit Zustimmung des Kapitels entnommenen
52 Mark Goldes zu ersetzen.
966
Schartau wird Svartavua genannt. Dieser Ort
wird später zur Burgwardei, erhält die Bezeichnung civitas. Die
Burgwardei erstreckt sich bis zum damaligen Lauf der Elbe, an den
Biederitzer Forst bei Glindenberg und umschließt die Dörfer Gossel und
Nosdorf. Diese Burgwardei hat nur wenige Bewohner.
973
entsteht
die Burgwardei Lostau. Zu dieser gehören die Dörfer Rothensee,
Wardenberg, Hohenwarthe, Sommeringen und Glindenberg.
987
Das
Schloss zu Schartau wird wieder aufgebaut. Wodurch es zerstört wurde,
ist nicht bekannt.
12.
Jahrhundert
Eroberung des ostelbischen Gebietes
durch Deutsche unter Markgraf Albrecht dem Bären.
1107
Der
Erzbischof Adalgot von Osterburg stellt um 110 fest: Die Heiden hier
sind übel, ihr Land aber höchst ergiebig an Fleisch, an Honig, an Mehl
… an Vögeln. Und wenn es sorgfältig bebaut wird, wird ein solcher
Überfluss an allem Wachstum aus der Erde sein, dass kein Land mit ihm
ver-glichen werden kann. Das sagen, die es kennen. Deswegen, Ihr
Sachsen, Franken, Lothringer, Ihr ruhmvollen Flandrer, Bezwinger der
Welt, hier könnt Ihr Eure Seelen erretten und – wenn Ihr wollt – das
beste Land zum Siedeln bekommen. Rund 00 000 Menschen strömen im 12.
und 13. Jahrhundert nach Osten. Die Siedler kommen insbesondere aus
der Altmark, dem Harz, Flandern und den Rheingebieten. Der Zuzug führt
sehr wahrscheinlich über Magdeburg zuerst in die Loburger und
Leitzkauer Region, von dort nach Wittenberg, weiter nach Jüterbog und
Belzig.
1150
Es werden in unserer Gegend viele Weinberge angelegt.
1152
In
einer Urkunde aus der Zeit zwischen 1152 und 1200 heißt es: „Der
Erzbischof von Magdeburg verkauft seinem Getreuen Niegreve den bei
Schartau gelegenen Wald mit dem Beding, dass er ihn an Ackerbauern zur
Urbarmachung austue und er, Niegreve, den vierten Teil von allen
Früchten erhalte, auch die Vogtei über die erzbischöflichen und seine
Güter zu Lehen haben solle. Er gestattet, dass die Hufen auf 0 Morgen
ausgedehnt werden, und bestätigt den Kolonisten das von ihnen gewählte
Lindowsche Recht. Auch bestimmt er, dass die Hufe jährlich zwei
Schilling Zins, einen Schilling zu der Bede genannten Steuer zahlen
und die Wozop genannte Pacht mit acht Scheffel Gerste ablösen solle.
Außer diesen ihm zu leistenden Abgaben sollen die Bewohner des Waldes
von jeder Auflage und Last frei sein und zum Bau des Deiches (des Dik
genannten Erdwalles) nicht herangezogen werden. Endlich gewährt er
ihnen das Recht des Fischfanges und jeglicher andern Nutzung des
Flussbettes der Elbe, jedoch nur, soweit dasselbe von dem Walde
berührt wird.“ Diese Siedlung erhält wieder den Namen Niegreve,
während Niegripp nun Alt Niegreve genannt wurde. Aus der Verfügung,
dass Niegreve auch die Vogtei über die erzbischöflichen und seine
Güter zu Lehen haben solle, lässt sich Folgendes schließen: Niegreve
ist vom Erzbischof auf dem von ihm gegründeten Gut Niegreve als
Verwalter desselben eingesetzt und erhält den Auftrag, den Besitz
durch ein zweites Gut zu vergrößern. Mit dem zweiten Niegreve ist er
selbst belehnt und erhält über beide die Vogtei, d.h. die Verwaltung
und Gerichtsbarkeit. Die Ackerbauern besitzen keine Gerechtsame, denn
Felder, Weiden und Wälder gehören zum Gut und sind den Bauern
zugeteilt, aber ohne dass sie Ansprüche haben. Als dann der Adel damit
belehnt ist, da werden sie als Gutsarbeiter vollständig zu
Leibeigenen. Die von Treskow sind lange Zeit damit belehnt und die
Ansicht „Haus Niegripp“ zeigt, dass es nach 1600 noch Gut war und
keine niedersächsische Dorfsiedlung. Die zu Leibeigenen gewordenen
Ackerbauern, sind Söhne von hiesigen Bauern, die keine Gerechtsame
erhalten haben und glauben sich hier eine Existenz gründen zu können.
Das zweite Niegripp bleibt unter denselben Verhältnissen mit Alt
Niegripp verbunden und besteht aus einem Vorwerk, welches um 1300
durch die Elbe abgetrennt wird. Die Bauern des angrenzenden Dorfes
Gossel verteilen sich auf Burg, Schartau und ein Teil siedelt sich in
der Nähe von Alt Niegripp an, sie nehmen aber ihre Gerechtsame mit, so
dass sich das Gebiet des Dorfes jetzt noch auf die drei Orte verteilt.
Durch die Verlegung der Wohngrundstücke der Bauern entwickelt sich
allmählich das von der Vogtei unabhängige Dorf Niegripp. Da den
Bewohnern in der Gossel nur wenig Acker zur Verfügung steht, müssen
sich die Zuziehenden als Fischer, Schiffer und vom Handwerk ernähren.
Die Niegripper Kiepenmacher ziehen später über Jahrhunderte mit
Handwagen oder Hundewagen zu beiden Seiten der Elbe weit durch das
Land und setzen ihre Waren ab. Sie sind auch dauernde Abnehmer der
Weiden in den Burger Feldmarken Plumperdunk und Tieferwisch.
1157
Bis
Mitte des 12. Jahrhunderts bleibt der Fläming die Grenzbarriere
zwischen Deutschen und Slawen. Das endet mit der Gründung der Mark
Brandenburg 115 nach dem Sieg des Askaniers Albrecht der Bär über den
Slawenfürsten Jaxa von Köpenick. Schon kurz nachdem Albrecht der Bär
die Mark Brandenburg gegründet hatte, rufen er und der Magdeburger
Erzbischof Wichmann von Seeburg in großem Umfang Siedler in die neue
Mark. Die Söhne und Enkel Albrechts setzen als Markgrafen die
geschickte Siedlungspolitik zur Stabilisierung der jungen Mark und zum
Landesausbau fort. Die Besiedlung des Flämings vollzieht sich in
Schüben, wobei im westlichen Teil und Jüterboger Raum das Erzbistum
Magdeburg die treibende Kraft ist und bereits vor 115 mit der
Einwerbung von Siedlern beginnt.
1158
Das Amt Niegripp wird gegründet.
Niegripp wird das erste Mal urkundlich erwähnt. In der Urkunde wird
ein Vasall (Lehns- oder Gefolgsmann) -„Giselbert de Nigrebe“ – des
Erzbischofs Wichmann von Magdeburg als Zeuge erwähnt. In jener Zeit
treten die Namen auf: 1185 Nikolaus de Nigrebe, 1238 Siegfried von
Nigrebe, 126, 1285, 1292 Heideko und Heidewind von Nigribbe, 1301
Friedrich von Nygrip, Meister des Templerordens zu Süpplingenburg.
Das Werben der Erzbischöfe ist nicht erfolglos gewesen. Es sind
hierher jedoch nur wenige Kolonisten zugewandert. Viele ziehen die
Städte vor, da sie keine Gerechtsame besitzen. Diese sind oft in den
Dörfern unter den Bewohnern aufgeteilt. Einige Kolonisten werden mit
der Gründung von Dorfsiedlungen beauftragt. So entsteht auch Niegripp.
Einige Veröffentlichungen lassen die Annahme zu, dass viele Bewohner
unserer Heimat von Niedersachsen abstammen.
1159
Die
Siedler von Wusterwitz wählen das Schartauer Recht, während die
Siedler des von Schartau abgetretenen Gebietes das Lindowsche Recht
wählen.
1160
Es siedeln sich norddeutsche, niederländische und flämische
Kolonisten an, die Deiche und Dämme errichten. Mit ihrer Erfahrung im
Deichbau tragen sie zu den Eindeichungen von Elbe und Havel bei.
Ständig müssen Vorkehrungen getroffen werden, das Land auf Dauer zu
halten. Es gilt Einbruchstellen zwischen Hohenwarthe und dem
Niegripper Trifftweg bis zur Schartauer Mühle zu schließen. Viele
Flamen ließen sich im heutigen Fläming nieder und gaben ihm somit
(später und indirekt) den Namen.
1161
Die Burgwardei Schartau fällt an
Brandenburg.
1209
Otto IV. wird vom Papst zum Kaiser gekrönt.
1210
Da
er sich aber nicht so fügsam und unterwürfig zeigt, wie es der Papst
fordert, wird er in den Bann getan. Der Erzbischof Albrecht ist
gezwungen, ihm dies zu verkünden. Hierdurch entsteht eine erbitterte
Feindschaft zwischen Kaiser und Erzbischof, was bewirkt, dass der
Kaiser die Reichsacht über den Erzbischof verhängt.
1212
Es wird
der übliche Gegenkaiser gewählt und nun beginnen die Kämpfe zwischen
Otto und dem Erzbischof, die sich auch auf unser Gebiet ausdehnen.
1213
Niegripp wird genannt in den Kämpfen des Hohenstaufen Phillipp von
Schwaben und des westfälischen Otto
IV. von Braunschweig. Kaiser
Otto IV. kämpft gegen den Papst und den Erzbischof von Magdeburg,
Adalbert II., und verwüstet das Erzstift stark. Die Magdeburger
Schöppenchronik bringt einen ausführlichen Bericht über diesen
Vorgang, welcher besagt: „Im Herbst dieses Jahres kam Kaiser Otto mit
Macht, schlug sein Zelt vor Calbe auf und verbrannte und verheerte
alles ringsumher. Er fand eine neue Furt über die Elbe und verheerte
das Land bis an die Havel. Ihm half Herzog Albrecht, Markgraf von
Brandenburg. Er zog vor Burg und wollte es stürmen, dort waren
Truchseß Gerhard und der Burggraf von Magdeburg mit Rittern und
Knappen angekommen und wehrten den König ab, so dass er vor Niegripp
zog und das Schloss stürmen wollte. Daselbst wurde er von den Schützen
empfangen, so dass er viel Leute verlor (laut Danneil: „...schützte
die Feste Nigrip“). Nach der vergeblichen Belagerung war inzwischen
die Elbe gewachsen und als sie wieder über ihre Fuhrt zurück wollten,
ertranken viele im Flusse.“ Über das Schloss Niegripp ist nur noch
wenig bekannt.
Die Gerechtsame von Sommeringen erhält Glindenberg,
an dieses schließt sich nördlich Biederitz an, denn der Biederitzer
Forst erstreckt sich von den Sommeringen bis an das nördlich
angrenzende Gebiet, welches um 1250 zur Gründung des Dorfes Niegreve,
jetzt Heinrichsberg, von Schartau abgetrennt wird. Da Niegripp später
Amtsbezirk wird, behält es die von Glindenberg und Heinrichsberg
beackerten, Stammen genannten Felder und Wiesen als Eigentum, muss die
Burgwardei einen großen Teil ihres Gebietes abtreten. Bewohner
von Nosdorf und Plumperdunk haben sich während der Gründung der
Unterstadt nach Burg begeben und ihre Gerechtsame mitgenommen. Das
Biederitzer Forsthaus befindet sich in Neuhof, und um für den Förster
eine Verbindung mit Biederitz herzustellen, wird die Renne durch die
Stremme mit der Elbe verbunden, so dass er es im Handkahn erreichen
kann.
1275
Die erste Elbbrücke in Magdeburg wird erwähnt. Sie stürzt
bei einem Umzug ein, 300 Tote.
1283
Erzbischof Erich flüchtet im
kleinen Kahn nach Wolmirstedt.
13. Jahrhundert
Versetzt man sich in
das 13. Jahrhundert zurück und überblickt vom Weinberg zwischen Lostau
und Hohenwarte aus die Landschaft, so erhält man folgendes Bild:
Südöstlich am Fuße des Weinberges liegt das Dorf Lostau und
südwestlich in weiterer Entfernung Rothensee. Nach Westen blickt man
über einen weiten, mit Wein bepflanzten Hang und in weiter Ferne
fließt die Elbe nach Wolmirstedt. Eine halbe Meile östlich davon liegt
in einem leichten Hügelgelände das Dorf Glindenberg und wieder etwas
östlich davon liegt auf einer Höhe das kleine Dorf Sommeringen, die
Höhe fällt nach Osten ab, steigt dann aber wieder zum Dorfe Hohenwarte
an. Gegen 1300 tritt eine sehr feuchte Klimaperiode ein. Das Bett der
Elbe kann die zufließenden Wassermengen nicht mehr aufnehmen. Es
entstehen wieder Nebenarme wie über tausend Jahre vorher. Um 1300
verlegt die Elbe ihr Bett. Auch der von Rothensee nach Burg führende
versiegte alte Arm füllt sich und führt die Wassermassen in die
frühere Richtung der Sommeringhöhe, bahnt sich den Weg wieder in
Richtung Norden. Ein zweiter Arm bildet sich auf der Ostseite von
Magdeburg. Dieser hat einen starken Zufluss durch Flüsse und
Flüsschen. Da hier noch kein ausgeschwemmtes Bett vorhanden ist, läuft
das Wasser zwischen breiten Ufern in großen Windungen nach Norden,
gerät in die Niederungen zwischen Biederitz und Lostau und muss nun
den Weinberg umkreisen. Hier treffen die beiden Elbarme wieder
zusammen, vereinigen sich.
1300
Der Erzbischof weiht den See Zollau bei
Glindenberg, weil dort „böse Geister ihr Unwesen treiben und die
Fischer stören“. Dieser wird daraufhin der „Heilige See“ genannt.
1310
Es
wird das Zollschloss Hohenwarthe gebaut.
1363
Die
Auswirkungen der natürlichen Elbverlegung werden wie folgt erklärt:
Nach der Vereinigung der beiden Arme verstärkt sich der Wasserdruck
durch den umflossenen Weinberg nach Westen und unterspült die
Sommeringhöhe, so dass sie nach und nach abstürzt. Die Bewohner
verlassen das Dorf und siedeln mit ihren Gerechtsamen nach Glindenberg
über. Dieses muss verhältnismäßig schnell geschehen sein, denn 1363
wird Glindenberg zu den adligen Gerichten zwischen Elbe und Bode
gelegt. Demzufolge ist der neue Flusslauf bereits als Elbe anerkannt
und die Dörfer Rothensee und Glindenberg werden linkselbisch.
Sommeringen wird nicht wieder erwähnt. Auf dem stehen gebliebenen Teil
der Höhe wird vom Erzbischof nach der Überlieferung Nygenhove (Neuhof)
als Jagdschloss gebaut. Nygenhove wird später Vorwerk des Amtes
Wolmirstedt. In den folgenden Jahrhunderten stürzen je nach den
Wasserverhältnissen die Höhen weiter ab, wird das linke Ufer durch
Anschwemmungen verbreitert. Die alten Burgwardei-Bezirke sind von der
Elbe durchschnitten.
1371
Das Schloss Niegripp ist Gemeinschaftsbesitz der
Gebrüder Friedericus, Conradus und Otto von Belitz als Stiftsvasallen
des Erzbischofs.
1376
Erzbischof Peter löst das „Haus Niegripp“ von
denen von Belitz und von Gerhard von Wederden ein. (Die von Wederden
sind ein mächtiges, uraltes Ministerialgeschlecht des Erzstiftes,
besonders um Wanzleben begütert im 1. Jahrhundert. Mehrere Domherren
von Magdeburg gehören der Familie an. Im
16. Jahrhundert erlischt
sie.)
1378
Der Herzog von Mecklenburg äschert Körbelitz, Biederitz und
Gerwisch ein.
1379
Heyne Gebrecht bezeugt am 29. Juni, dass
Erzbischof Peter ihm 10 Mark jährlicher Zinsen aus Domersleben
wiederkäuflich verkauft hat für 100 Mark, welche er zur Lösung des
Schlosses Niegripp gebraucht.
1396
Erzbischof Albrecht verpfändet am
30. März an die Bürger Busse und König für 350 Mark die Hälfte des
Schlosses Niegripp mit allem Zubehör, so wie es die Gebrüder Gebhard,
Heinrich und Hans von Alvensleben vom Erzstift innehatten.
1398
Die
Magdeburger Bürger Busse und König bekennen am 9. Oktober, dass ihnen
Erzbischof Albrecht das Schloss Niegripp für 00 Mark Silber verpfändet
hat.
1428
Niegripp wird an zwei Magdeburger Bürger verpfändet, anschließend
streiten sich das Erzbistum und Magdeburg um den Ort.
1432
Der
Erzbischof liegt mit Magdeburg und anderen Städten in Streit. Die
Magdeburger, unter ihrem Stadthauptmann-Henning Strobart, erobern die
erzbischöflichen Schlösser Ummendorf, Niegripp und Tucheim.
1440
Die für
die Erhaltung und Pflege der Deiche geltenden Rechtsgrundsätze beruhen
auf dem sogenannten Gewohnheitsrecht. Dieses wird als Elbdeichrecht im
Gericht Ploto zusammengefasst. Die Deichpflicht erstreckt sich nicht
nur auf die anliegenden Dorfgemeinden, sondern auch auf solche, die
von der Elbe nicht unmittelbar berührt werden. Die Fluten nehmen bei
Dammbrüchen ihren Weg quer durch das Jerichower Land.
Bei
Nichterfüllung der Deichpflicht drohen hohe Strafen:
Wer bei
höchster Wassernot (Deichbruch) nicht zur Hilfe eilt, der wird an den
Deich gepfählt, indem man ihm einen Eichenpfahl durchs Herz treibt.
Wenn ein Feind zu Kriegszeiten den Damm zu durchstechen versucht,
müssen alle Deicher dem entgegenwirken. Wer sich weigert, hat Leben
und Eigentum verwirkt.
Auf Holzdiebstahl, welches zum Deichbau
bestimmt ist, steht die Todesstrafe.
Wer einen Mitdeicher bei der
Arbeit bestiehlt, dem werden die Ohren abgeschnitten.
Wer den
Deich durchsticht, wird gevierteilt und sein Körper an vier Enden des
Deiches auf vier Räder geflochten.Über die Deichbauweise, die sich
über die Jahrhunderte ständig weiterentwickelt, ist Folgendes
überliefert:
Alle 100 Ruten (3 Meter) soll der Damm einen
angeschütteten Fahrweg zur Krone hinauf erhalten.
Die der Elbe
zugekehrten Böschungen sind zum Schutz gegen den auswaschenden
Wellenschlag und Druck der Treibeismassen mit Weiden zu bepflanzen.
Pure Erde soll zum Deichbau verwendet werden.
Es ist streng
verboten, Faulholz, Holzbündel oder Rohr (Schilf) in den Damm
einzufügen.
Selbst bei allergrößter Wassernot (Hochwasser) sollen
die Deicher den Ackerboden nicht tiefer als einen Spatenstich abheben,
da sonst durch hervorquellendes Drang- und Grundwasser die Gefahr des
Deichbruchs noch höher ist. Die Feldmark von Blumenthal ist in
dreifacher Hinsicht äußerst wertvoll: einmal wegen des ausgedehnten
Eichenwaldes, dessen letzte Reste heute noch zu sehen sind, wegen der
ertragreichen Böden und guten Weiden und nicht zuletzt wegen
des
direkten Zugangs für die Verschiffung von Getreide. So bemühte sich
der Burger Rat um den Ankauf von Blumenthal. 10 verkaufte der
Erzbischof von Magdeburg für 1000 Schock Kreuzgroschen dem Rat von
Burg die Feldmark Blumenthal.
1449
Von Tenne stellt einen Lehnrevers
(schriftliche Bestätigung des Lehnsempfang) an Erzbischof Friedrich
über Schloss Niegripp aus.
1458
Die Adelsfamilie von Treskow wird als
Eigentümer des Ortes und des Schlosses genannt.
1466
Die von
Treskows verkaufen das von Raubrittern besetzte Schloss an den
Magdeburger Erzbischof Johann. Neben den von Treskows sind in der
Folgezeit auch Familien wie die von Erxleben und von Wulffen im Ort
ansässig.
1466 - 1470
In dieser Zeit ist das Erzstift Magdeburg fast
zwei Jahre ohne Regenten. Sogleich macht sich das Raubritterwesen auch
auf den erzbischöflichen Schlössern wieder breit. Der neue Erzbischof,
Johann von Bayern, erobert seine Burgen Altenplathow, Sandau,
Niegripp, Buckow, Milow und Krüssau zurück. Die Raubritter, soweit sie
ihm in die Hände fallen, setzte er zu Giebichenstein, Egeln und
Wanzleben gefangen.
1468/69
Wegen des Kaufes der Feldmark Blumenthal kommt es
168/69 zu einem Aufstand der Burger Innungen und von Bürgern gegen den
Rat.
1509
Nachdem Hohenseeden im
15. Jahrhundert in den Besitz der in
Niegripp ansässigen Familie von Treskow gelangt ist, erwirbt Lippolt
von Arnim den Ort.
1562 -
1564
Nigripps erste große Kirchenvisitation
(wichtigstes Werkzeug zur Durchführung der Reformation).
1564
Burg
erhält die Bestätigung aller Gerechtsame.
1566
Hochwasser bis an den Judenberg, so dass man mit dem Kahn nach Parchau
fahren kann.
16. /17.
Jahrhundert
Die weitere Verlagerung des Stromes
dauert Jahrhunderte. Vom Weinberg Hohenwarthe werden riesige Mengen
von Sand und Erde vom Hochwasser mitgeführt und später wieder
abgelagert. Als eine steile Böschung entstanden ist, wird diese
unterspült und der abstürzende Sandboden unterhalb Hohenwarthe auf dem
rechten Ufer angespült. Ähnlich wirkt sich die Geländeabschwemmung
auch auf die Höhe von Hohenwarthe aus. So verlegt der Strom sein Bett
immer weiter nach Osten und als die starke Biegung beseitigt ist, wird
auch auf der Westseite Boden abgelagert, so dass nur die Zollau
erhalten bleibt. Im 16. und 1. Jahrhundert kommt es zwischen dem Rat
von Magdeburg und dem von Burg zu einem schweren und lang andauernden
Streit wegen des Rechtes der freien Elbschifffahrt und des -handels.
Die reichen Magdeburger Getreidehändler verhindern teilweise mit roher
Gewalt den Getreidehandel in Blumenthal. Die Burger Händler verkaufen
hier direkt an Hamburger Getreidehändler und kaufen Seefische, die
damals die Nahrung des einfachen Mannes sind, sowie andere
Meeresprodukte und überseeische Waren. Das möchten die Magdeburger
verhindern, weil sie das Geschäft selbst machen wollen. Trotz aller
Versuche der Magdeburger, den Burger Elbhandel zu unterbinden, können
die Burger teilweise ihr Recht behaupten.
17. Jahrhundert
Mit dem Jahre 1600 beginnen die Eintragungen in den
Kirchenbüchern. Als Register können diese aber nicht betrachtet
werden, denn die monatlich abgeschlossenen Tauf- und Sterbelisten
dienen dem Kaplan, der für jede Taufe und für jedes Begräbnis einen
Groschen erhält, als Unterlagen für die Abrechnung. Die Eintragungen
sind unter Angabe des Datums gemacht, aber für die Ahnenforschung sind
viele wertlos. So steht z. B. unter Getaufte: Des Marktmeisters Kind,
ein Kuhhirten Kind, ein Kälberhirten Kind, ein Hurkind usw. Bei
Begräbnissen: Die alte Jungfer namens Maria, der alte Flickschuster,
die alte Müllersche, ein Hurkind usw. Eine Neuordnung der
Deichverfassung von 1619 kann durch einsetzende Kriegsunruhen nicht
verwirklicht werden.
1635
Es ergeht eine neue Deichordnung. Diese gilt bis
in die neuere Zeit hinein als Grundlage für alle späteren
Deichvorschriften.
1618 -
1648
Der 30-jährige Krieg und der große
Elbdeichbruch 1655 werden die Burg in eine Ruine verwandelt haben und
gegen Ende des Jahrhunderts liegt Niegripp fast wüst.
1655
Sowohl
im Dreißigjährigen Krieg als auch bei der Elbeflut von 1655 trug
Niegripp schwere Schäden davon. Das Schloss verfällt im Lauf der Zeit.
Die gesamte Deichlänge (12 22 Ruten – Rute: landwirtschaftliches
Längenmaß, in Preußen ist eine Rute 3,663 Meter) von Hohenwarthe bis
Havelberg ist infolge des Krieges zermürbt und kann der großen Elbflut
im Jahr 1655 nicht standhalten. Der unermessliche Schaden bringt einen
Wandel in der Deichpflicht mit sich. So wird der lange Deich in drei
Hauptabschnitte zerlegt. Ein Abschnitt verläuft von den Hohenwarther
Bergen bis an die Parchauer Berge. Deichpflichtig sind die Gemeinden
Burg, Niegripp, Schartau und Parchau. Für je einen Hauptteil ist
jeweils ein Deichschulze verantwortlich. Darüber steht der
Deichhauptmann.
1680
Mit dem Ende des Erzbistums Magdeburg kommt der
Ort unter die brandenburgischpreußische Landesherrschaft.
1684
Die Elbe
hat im 1. Jahrhundert zwischen Rogätz und Kehnert nicht den heutigen
Verlauf (sanft und gerade), sondern bildet eine große, kreisförmige
Krümmung bis in die Wolmirstedter Region hinein. Die dadurch
entstandene Halbinsel „der Treuel“ ist Blumenthaler Feldmark, eine
Elbschleife zwischen Blumenthal und Schartau. Bei der Bergfahrt werden
die Schiffe durch Pferde oder Menschen getreidelt, daher auch der Name
„Treuel“. Hier spielt sich der Elbhandel ab und hier steht der beste
Eichenwald. Am 13. Juli 168 lässt die kurfürstlich-brandenburgische
Regierung in Magdeburg gewaltsam die Elbschleife und den „Treuel“ an
der schmalsten Stelle durchstechen.
18. Jahrhundert
Es erfolgen erste
künstliche Flussbegradigungen.
um 1726
Preußens König Friedrich
Wilhelm I. erwirbt um 1730 das Schlossgut Niegripp und andere
benachbarte Besitzungen zur Schaffung eines Domänenamtes für seinen
Sohn Prinz Heinrich. Das Niegripp jenseits der Elbe ist
verwaltungsmäßig weiter bei Alt-Niegripp geblieben, erst als der König
das Amt Niegripp kauft und dem Prinzen Heinrich übergibt, erhält es
den Namen Heinrichsberg. Hier ist ein kleines Dorf entstanden, dessen
Bauern hauptsächlich Niegripper Acker in Pacht haben, wie es auch nach
der Separation2 der Fall war. Die gewerbliche Elbfischerei in diesem
Gebiet beginnt 130 und endet 1810.
1731
Besuch des Königs in Niegripp
1732
Auf
Geheiß Friedrich Wilhelm I. wird die Niegripper evangelische Kirche
durch den Landmesser Friedrich August Fiedler errichtet. Noch aus der
Vorgängerkirche stammt der kelchförmige Taufstein aus Sandstein mit
dem Stifterdatum von 166.
1735
Grundsteinlegung für den ersten Schulbau
in Niegripp auf des Königs Geheiß. 2Separation Die Separation,
Markenteilung oder Verkoppelung genannte Flurbereinigung war im 18.
und 19. Jahrhundert in Deutschland eine Neuverteilung
landwirtschaftlich genutzter Bodenflächen. Sie kam aufgrund ihrer
Folgen einer groß angelegten Agrarreform gleich.
1770 - 1780
135 Bürger geboren, 12 gestorben.
1783/84
Der Winter 183/8 ist außergewöhnlich kalt und schneereich.
Für die Stadt Halle wird von einer ununterbrochenen Frostperiode vom
1. November 183 bis 23. Februar 18 berichtet, welche die Saale für 20
Wochen zufrieren lässt. Von Ende Dezember bis Ende Februar bildet sich
bei Dresden auf der Elbe eine mehr als 110 Zentimeter dicke Eisdecke.
Ein Warmlufteinbruch um den 23. Februar und großflächiger Starkregen
bewirken Ende Februar ein plötzliches Tauwetter, das die Schneemengen
im Flachland und in den Mittelgebirgen rasant abschmelzen lässt. Bei
diesem Winterhochwasser, einem so genannten Eishochwasser, auf der
Elbe kommt es im Elbtal, auch bei Magdeburg, zu Dammbrüchen und
Verlagerungen des Elbverlaufs. Gärten, Felder und Wiesen werden von
Sand, Schlamm, Steinen und mitgerissenem Treibgut bedeckt. Vorräte
verderben und Mühlen werden unbrauchbar. Lebensmittel werden knapp,
alles wird teurer.
1785
Die Gemeinde besitzt 21 Morgen Acker, 2 Morgen
Gartenland, 19 Morgen Wiese und hat mit dem Amtsvorwerk
u. a. 210
Morgen Eichen- und Elfenholzung, eine Mühle und eine Fähre.
1815
Preußen
reformiert seine Territorialverwaltung und Niegripp wird in den Kreis
Jerichow I mit der Kreisstadt Burg eingegliedert.
1836
Die
Eichen auf dem Treuel sollen um die 800 Jahre alt gewesen sein. Im
Jahre 1836 bei der so genannten „Gemeinheitssteigerung“ wurde der
prächtige Eichenwald abgeholzt.
1842
Ein Küster- und Schulhaus mit
Lehrer, 93 Wohnhäuser, 68 evangelische und 1 katholischer Einwohner, 2
Krüge, 2 Windmühlen, 2 Kossaten, Häuslieger und 20 Einlieger
19. Jahrhundert
Das östliche Elbufer wird durchgängig eingedeicht. Der Ausbau der
Elbe als Verkehrsweg beginnt. Neuhof muss dem Kanalbau weichen. An die
alte Siedlung erinnert nur noch die an Glindenberg übergegangene Wiese
Sommeringen. Die Zollau hat noch im 19. Jahrhundert einen Zufluss aus
der Richtung Rothensee und steht mit dem Einnehmer und der Renne durch
einen Graben in Verbindung. Die Renne führt am Fuße der Höhe des
ehemaligen Sommeringen vorbei und mündet dann in die Elbe. Als Beweise
für die frühere Ausdehnung des Weinbergs und der Hohenwarther Höhe sei
Folgendes aufgeführt: Die Gemeinde Hohenwarthe besitzt auf dem linken
Elbufer noch große Wiesenflächen nach alten Gerechtsamen. Die Kirche
steht an dem sehr hohen und steilen Ufer und ist, obwohl der Turm
abgebrochen und durch eine turmähnliche Mauer ersetzt worden ist, nur
sechs Meter von diesem entfernt. Der alte Kirchhof muss auch die
Westseite der Kirche umschlossen haben, denn Kirchen sind im Dorfe
gebaut, anstatt an einem Abgrund.
1845
Ein Durchbruch zerstört die neu
erbaute Eisenbahnlinie. ist der Wasserstand so hoch, dass der
Glindenberger Wall durchbrochen und ein Teil des Dorfes überschwemmt
wird. Da das Wasser immer weiter ansteigt und Bewohner gefährdet,
fahren einige beherzte Männer nachts heimlich im Kahn zur Nordseite
und durchstechen den Wall, um sich vor dem Wasser zu retten. Bald
darauf wird der Elbwall von Rothensee bis Heinrichsberg gebaut.
Hierdurch werden die Feldmarken gegen Überschwemmungen geschützt und
ein Wiesengelände zwischen Wall und Elbe geschaffen.
Eine spürbare
Konkurrenz bekommt der Transport auf dem Plauer Kanal Niegripp durch
die erste Eisenbahnlinie zwischen Berlin und Magdeburg. Der Kanal
verödet in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Die Kirche
bekommt im letzten Drittel des Jahrhunderts eine Orgel mit einem
rundbogigen Prospekt.
1861
Niegripp hat 293 Feuerstellen und 969 Einwohner.
1862
Nach
1862 legt man den Plauer Kanal zeitweise trocken, lässt ihn durch
Tagelöhner vertiefen und verbreitern. Eine Schicht dauert zehn Stunden
und der Lohn dafür beträgt 1,50 Mark. Von Seedorf kommt ein Abzweig
zur Ihle hinzu. Auf Betreiben der Stadt Burg wird das Flüsschen
teilweise zum Kanal, über den man bei Niegripp in nach einem
Schleusenvogang in die Elbe gelangt.
bis 1872
Die Eisenbahnlinie
Magdeburg-Berlin verläuft bis etwa 182 über Gerwisch, Lostau,
Hohenwarthe, Niegripp, Burg..
1865 - 1871
Zur Erweiterung des im 18.
Jahrhundert gebauten Plauer Kanals wird der Ihlekanal geschaffen, der
nördlich von Niegripp mit einer Schleuse zur Elbe hin seinen Anfang
nimmt. Den günstigen Verkehrsweg und die vorhandenen Tonvorkommen
nutzen mehrere Ziegeleien, sich im Niegripper Raum anzusiedeln.
1871
Zwar
ist die gesamte Kanalstrecke jetzt länger, aber für die Schiffe nach
Magdeburg und elbaufwärts verkürzt sich der Abschnitt gegen den Strom
um etwa 30 Kilometer.
1876
Am ersten Ostertag läuft das Wasser der Elbe
wieder über den Wall. Daraufhin wird der Wall verstärkt und erhöht.
1885
Im
Ort gibt es die Fleischereien von Albert Lüderitz und Friedrich
Scherf. Zwischen Niegripp und Schartau sind zwölf Ziegeleien in
Betrieb. Sie prägen bis zum Niedergang der Ziegelindustrie nach dem
Ersten Weltkrieg die wirtschaftliche Struktur des Ortes. Danach muss
er zu seiner althergebrachten landwirtschaftlichen Prägung
zurückkehren.
1888
Die Elbschifffahrtsgesellschaft „Die Kette“
richtet einen Schleppdienst zwischen Niegripp und Brandenburg und
zurück ein, der durch den Dampfer „Friedrich Wilhelm“, ein
Doppelschraubenschiff, betrieben wird. Die Elbe bei Parey wird neu
eingedeicht und man schafft drei Kilometer flussaufwärts einen neuen
Durchlass zum Fluss. Nach der Einweihung der neuen Pareyer Schleuse
fahren die Schiffer dort entlang, wenn Berlin ihr Ziel ist, aber über
Niegripp in Richtung Magdeburg.
Barbier Friedrich Boecker ist als
Fleischbeschauer tätig.
1893
Es gibt einen großen Waldbrand bei Niegripp. Die
Nigripper, Hohenwarther und Lostauer Bürger beteiligen sich am 9.
April an den Löscharbeiten.
1894
Der Sattler Friedrich Schinke ist als
Fleischbeschauer tätig.
1897
Im Ort gibt es 105 Pferde, 23 Rinder, 65 Schafe,
92 Schweine, 328 Ziegen, 256 Gänse, 83 Enten, 2815 Hühner; von 182
Häusern haben 12 Viehbestand.
1898
Niegripp hat 1253 Einwohner, davon
sind 225 Schüler.um 1900 „Schinderkuhle“ ist eine Kuhle für
tote Tiere (heute In der Sandschelle zwischen Wust 5c und Lüdde 5d).
Auf dem alten Kirchenfriedhof befindet sich ein altes Gewölbe, in
dieser Gruft spielen die Kinder. In der Kirche gibt es extra
Sitzgelegenheiten für den Domänenrat.
1905
Auf dem
Friedhof gibt es Gräber für unbekannte Tote aus der Elbe.
1906
Am 1.
März 20-jähriges Jubiläum der Pferdeomnisbusverbindung, die auch Post
beförderte. Es gibt in der Gemeinde 100 Pferde und sieben Pferde auf
dem Gut. Im Augustwerden in der Niegripper Feldmark „Die Stämme“ drei
Kalibohrtürme errichtet. Es gibt eine Entschädigung: 200 Mark für
einen Morgen. Ein weiterer Bohrturm wird im September gebaut. In der
Wohnung des Arbeiters August Kohle brennt es am 1. November. Ein
Säugling und Kühe ersticken.
1907
Am 1. September werden die Bohrtürme
wieder abgebaut und nach Rumänien transportiert. Durch die Niegripper
Schleuse fahren 285 Frachtschiffe von und 3 330 Frachtschiffe zur
Elbe, 83 Dampfer von und 239 Dampfer zur Elbe.
1910
Der Feldweg von Niegripp nach Hohenwarthe wird als Straße
ausgebaut. Der Verlust der Ziegelindustrie tut der Entwicklung des
Ortes keinen Abbruch, die Einwohnerzahl steigt von 1012 im Jahr 1910
auf 12 im Jahr 1939.
1914
Einen weiteren Ausbau des Kanalsystems verhindert der Erste
Weltkrieg. Nach ihm kommen wieder alte Vorstellungen über eine
durchgehende Wasserstraße zwischen Rhein und Oder auf manche
Tagesordnungen.
1920
Der Preußische Landtag beschließt den Bau des
Mittellandkanals von Magdeburg nach Hannover als Anschluss an die
märkischen Wasserstraßen. Zusätzliche Veränderungen begünstigen dieses
Vorhaben. Zum Beispiel schneidet bei Parey ein neuer Durchstich den
Ihle-Kanal-Bogen bei Bergzow ab.
1924
Der Pferdeomnibus fährt jeden
Morgen um acht Uhr nach Burg.
1930
Es existieren noch zwei Eingänge
in einen Gang, der angeblich vor Jahrhunderten unter der Elbe hindurch
nach Rogätz führte. Die Eingänge befinden sich in der Nähe des
heutigen Schulhortgebäudes. Mit dem Ausbau des Ihlekanals als
Teil des neuen Elbe- Havel-Kanals wird die südlich des Ortes gelegene
neue Niegripper Schleuse zusammen mit dem Schiffshebewerk Rothensee
nach zweijähriger Bauzeit in Betrieb genommen. Sie dient dazu, Schiffe
auf dem direkten Weg von der Elbe aus Richtung Norden in den Elbe-
Havel-Kanal zu führen. Dazu passieren die Schiffe den 0,6 Kilometer
langen Niegripper Verbindungskanal. Nicht fertig gestellt wird die
Elbüberführung bei Hohenwarthe, denn weitere Pläne macht der Zweite
Weltkrieg zunichte.
1946
Die alte Schleuse wird bis zu diesem Jahr genutzt. Danach wird sie
endgültig außer Dienst gestellt und zugeschüttet.
1952
Mit der
DDR-Gebietsreform wird am 23. Juli aus dem Kreis Jerichow I der Kreis
Burg.
1960
Die Elbefähre nach Heinrichsberg wird stillgelegt.
1964
Die
Einwohnerzahl Niegripps hat sich auf 1182 verringert.
1990
Der
Abwärtstrend der Einwohnerzahl hält auch nach dem politischen Wandel
an, obwohl mit einer Agrargenossenschaft und mehreren Baubetrieben
eine günstige Infrastruktur geschaffen und vorhanden ist.
2002
Am 1.
Dezember erfolgt die Eingemeindung des Ortes Niegripp in die
Kreisstadt Burg. Der ehemalige Magdeburger Oberbürgermeister Dr.
Wilhelm Polte wird zum Ortsbürgermeister gewählt.
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Quelle:
Wir danken dem © Dorise-Verlag für die
freundliche Erteilung der Genehmigung, diese Auszüge aus der
Festschrift des Ortes
anlässlich der 850 Jahr - Feier zu
veröffentlichen.